Natürlich war Jesus Jude!

Jesu von Nazaret war Jude, lebte als Jude und verkündete den Gott des Volkes Israel – und doch entzünden sich an seiner Person seit Jahrtausenden theologische Debatten und Kontroversen. Auf dem Katholikentag in Erfurt trifft die US-amerikanische jüdische Neutestamentlerin Amy-Jill Levine auf den Münchner katholischen Theologen und Publizisten Norbert Reck. Beide zeigen, wie neutestamentliche Texte als jüdische Literatur zu lesen sind und welche neuen Blickwinkel helfen, einem christlich motivierten Antisemitismus zu begegnen.

So wird Norbert Reck die Frage reflektieren, wie es passieren konnte, dass Christus von seinen jüdischen Wurzeln abgeschnitten und zu einer abstrakten Figur wurde. Die christliche Vorstellung, dass nur Christen die Bibel richtig lesen, zeigt den fehlenden Sinn für Pluralität.

Der Theologe, der vertieft zu Juden und Christen nach der Shoah geforscht hat, wird erörtern, dass Christen in seinen Augen zu viel über die „Heilsfunktion“ Christi lernen – und zu wenig über die Überzeugungen, Träume und Hoffnungen Jesu. „Ihn als Juden zu sehen, der die Tora liebte, könnte uns helfen, weiterzukommen“, so Reck.

Amy-Jill Levine geht von ihrer Erfahrung aus, dass sie schon im Alter von sieben Jahren als jüdisches Mädchen von einem christlichen Nachbarskind beschuldigt wurde, Jesus getötet zu haben. Gleichzeitig erklärten ihre Eltern, dass ein jüdischer Mann namens Jesus für die römisch-katholischen Nachbarn sehr wichtig war. Für Levine war das der Startschuss, mehr über diese engen und komplizierten Beziehungen erfahren zu wollen. „Um Jesus zu verstehen, müssen wir die jüdische Praxis und den Glauben des Zweiten Tempels verstehen. Wenn wir den Kontext missverstehen, missverstehen wir auch Jesus und fördern damit in der Regel antisemitische Ansichten.“

Moderieren wird das Gespräch Dr. Bettina Eltrop, wissenschaftliche Referentin im Katholischen Bibelwerk e.V. 

Natürlich war Jesus Jude! 
Ein friedliches biblisches Streitgespräch
Katholikentag Erfurt
Termin: Donnerstag, 30. Mai 2024, 16:30 -18:00 Uhr
Ort: Kaisersaal, 2.OG, Salon Schumann, Futterstr.15/16

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