Das Buch Baruch
Baruch, der Gefährte des Propheten Jeremia (vgl. Jer 32,12f.16; 36; 43,1-7; 45), ist der Namensgeber des gleichnamigen Buchs. Baruch selbst war kein Prophet, sondern stand als Schreiber im Dienst Jeremias, um seine Worte zu veröffentlichen.
Aufbau
Das Baruchbuch lässt sich in vier Abschnitte gliedern:
Bar 1,1-14: Einleitung; Abfassung eines Briefes, der in Jerusalem und Babylon verlesen werden soll
Bar 1,15-3,8: Bußgebet; Aufteilung in Klage (1,15-2,10) und Bitte (2,11-3,8)
Bar 3,9-4,4: in Poesie abgefasste Belehrung über den Zugang zur Weisheit;
in der Tora liegt die Weisheit Israels
Bar 4,5-5,9: Verheißungsrede an die nach Babylon Deportierten und an Jerusalem;
die Heilswende steht unmittelbar bevor
Entstehung
Im Unterschied zur älteren Forschung wird das Baruchbuch heute als einheitlich angesehen. Das in griechischer Übersetzung (Septuaginta) vorliegende Buch stellt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Übersetzung aus dem Hebräischen dar. Auch wenn keine zeitgenössischen Anspielungen im Baruchbuch erkennbar sind, so legt sich als Abfassungszeit das hellenistische Zeitalter nahe (2. Jh. v. Chr.).
Inhalt
Das Baruchbuch stellt ein von Schriftgelehrsamkeit geprägtes Kompendium theologischer Inhalte dar. Auf dem Hintergrund einer anhaltenden Krisensituation (Diasporasituation im hellenistischen Zeitalter), versucht das Baruchbuch keine neue, originelle Theologie zu bieten, sondern möchte das tradierte Glaubenswissen durch eine Zusammenschau der Glaubensinhalte von Tora („Weisung“), Nebiim („Propheten“) und Ketubim („Schriften“) zum Maßstab („Kanon“) für die jüdischen Gemeinden in der Diaspora und in Jerusalem erheben. Durch dieses durch das Baruchbuch vermittelte „kanonische Glaubenswissen“ erfolgt nicht nur eine Standortbestimmung in Glaubensfragen, sondern auch eine zukunftsweisende, die eigene Identität sichernde Lebensorientierung.
Der Brief des Propheten Jeremia
Der Brief des Jeremia ist ursprünglich eine eigenständige Schrift gewesen und wird seit der lateinischen Bibelübersetzung (Vulgata) als Bar 6 überliefert, obwohl weder inhaltliche noch formale Verbindungen zum Baruchbuch bestehen. Dieser Brief stellt eigentlich eine systematische Abhandlung („Traktat“) dar und behandelt das Verhältnis der nach Babylon deportierten JHWH-Gläubigen zur Götterwelt Babylons. In seiner scharfen Götterpolemik betont der Traktat, dass die von der babylonischen Bevölkerung verehrten und gefürchteten Götter keine Gottheiten sind. Allein JHWH gebührt die Haltung der Verehrung und der Gottesfurcht. Zeitlich gesehen ist dieser Traktat in Briefform in die hellenistische Zeit (3. Jh. v. Chr.) zu datieren.