Das Buch Deuteronomium
Das Buch Deuteronomium (5. Mose)
Seinen Namen erhält das Buch durch die griechische (Septuaginta) und die lateinische (Vulgata) Bibelübersetzung. Deuteronomium heißt übersetzt „zweites Gesetz“.
Das Buch, welches eine komplexe Entstehungsgeschichte vom 8. bis zum 5. Jh. v. Chr. aufweist, stellt eine Sammlung von Mosereden dar, die dieser an seinem letzten Lebenstag (vgl. Dtn 1,3 und 32,48) im Land Moab, in der Nähe des Flusses Jordan gegenüber von Jericho hält. Auf der Schwelle zwischen zurückliegender Wüste und vorausliegendem gelobten Land bilden diese Reden das Testament des Mose an das Volk Israel.
Aufbau
Das Deuteronomium gliedert sich in vier Teile: Auf 1,1-4,43, welches einen Rückblick und Mahnungen des Mose enthält, folgt mit 4,44-28,68 die eigentliche „Weisung“ (Tora) des Mose. Gefolgt von 28,69-32,52, welches den Bundesschluss, Anweisungen zum Umgang mit der Tora und das Moselied enthält, segnet in 33,1-29 der sterbende Mose die zwölf Stämme Israels. Danach folgt mit 34,1-9 die Notiz vom Tod und vom Begräbnis des Mose. 34,10-12 kann man als abschließende Grabinschrift verstehen.
Entstehung
siehe unter „Die Tora (der Pentateuch)“/Genesis
Inhalt
Mose, der selbst nicht mit ins verheißene Land einziehen darf (vgl. Dtn 1,37), ist durch seine Abschiedsreden auch dort dem Volk Israel präsent. Die von ihm verkündeten Gesetze und Anordnungen, die z.B. in Dtn 12-26 viele Gemeinsamkeiten mit dem so genannten Bundesbuch Ex 20,22-23,33 haben, möchten das Leben Israels im verheißenen Land regeln, damit es zu einem weisen und gebildeten Volk wird (vgl. Dtn 4,6). Hierzu zählen auch die so genannten Zehn Gebote in Dtn 5, die am Berg Horeb (in Ex: Berg Sinai) erlassen werden. Sie weisen einige wichtige Unterschiede zu den Zehn Geboten in Ex 20,1-21 auf.
Das Buch Deuteronomium greift viele erzählende und rechtliche Überlieferungen aus den vorangehenden Büchern des Pentateuchs auf und systematisiert sie auf zwei Grundgedanken hin: JHWH, der Gott Israels, darf nur an dem Ort verehrt werden, den er sich selbst erwählt hat. Dies ist, ohne dass der Ort im Buch Deuteronomium näher genannt wird, der Tempel in Jerusalem. Im Hintergrund dieses Grundgedankens steht die Kultreform unter König Joschija (vgl. 2 Kön 22-23). An diesem Ort dürfen dann im Sinne eines reinen Kultes auch keine anderen Götter und Göttinnen verehrt werden. Der zweite Grundgedanke besteht in der unbedingten Loyalität Israels gegenüber JHWH als dem einen und einzigen Gott Israels. Die Existenz anderer Götter und Göttinnen wird nicht bestritten, aber es wird verboten, sie zu verehren (vgl. Dtn 6,14-15; 13,7-9). Zwischen JHWH und Israel besteht aufgrund des Bundes eine gegenseitige Verpflichtung. Dieser Bund steht je nach Gehorsam oder Ungehorsam Israels unter dem Zeichen von Segen oder Fluch (vgl. Dtn 28). Die Liebe JHWHs, die sich beim Studieren der Tora jedem Israeliten zeigt, erwartet von ihm entsprechend dem Schma Israel, dass er JHWH „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ (Dtn 6,5) liebt.