Die Bücher Esra und Nehemia
Die Bücher Esra und Nehemia erzählen vom Wiederaufbau Jerusalems und Judas nach dem Babylonischen Exil in persischer Zeit. Im Mittelpunkt steht die Treue zum Tempel und zur Tora (griechisch „Pentateuch“) und damit die Besinnung auf die eigene Identität in Rückbindung an die Geschichte vor dem Exil.
Eigentlich bilden Esra und Nehemia ein Buch. Erst durch die griechische Bibelübersetzung (Septuaginta) und - darauf gründend - in der lateinischen Bibelübersetzung (Vulgata) wird das Buch zweigeteilt.
Aufbau
Das Doppelthema „Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels / der Stadtmauer“ - „Verpflichtung auf das Gesetz und Umsetzung“ wird in Esra-Neh dreimal wiederholt. Beide Themen verhalten sich wie Außen- und Innenseite der Neugründung Israels:
A Esra 1,1-6,22 Wiederaufbau des Tempels trotz Widerstände (Samaritaner)
B Esra 7,1-10,44 Esras Mission: Verpflichtung auf das Gesetz und Umsetzung
A’ Neh 1,1-7,3 Wiederaufbau der Stadtmauer trotz Widerstände
B’ Neh 7,4-10,40 Verpflichtung auf das Gesetz
A’’ Neh 11,1-12,47 Abschluss des Wiederaufbaus (u.a. Besiedlung der Stadt)
B’’ Neh 13,1-31 Umsetzung der Bundesverpflichtungen (Scheidung; Sabbat)
Entstehung
Neuerdings wird nicht mehr von einem 1 / 2 Chr und Esra-Neh umfassenden „Chronistischen Geschichtswerk“ ausgegangen. Dennoch gibt es viele literarische Berührungen, die so gedeutet werden können, dass die Autoren der Chronikbücher das Esra-Neh-Buch als Quelle verwendet haben. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass die gleichen Schriftgelehrten die beiden Chronikbücher und Esra-Neh bearbeitet haben. Differenzen zwischen Esra und Nehemia lassen auf ein mehrstufiges Wachsen des Buches schließen, so dass eine zeitliche Einordnung zwischen dem 5. Jh. und dem 3. Jh. v. Chr. möglich ist.
Inhalt
Das Esra-Neh-Buch bietet theologisch gedeutete Geschichte. Nach außen hin geht es um den Aufbau Jerusalems und Judas zur persischen Provinz „Jehud“ unter dem Statthalter Nehemia. Dadurch erreicht die persische Zentralregierung eine religionspolitische Stabilität in der Region um Samaria und Jerusalem. Nach innen hin geht es aufgrund des Wiederaufbaus des Tempels und der Wiederaufnahme des Tempelkults um die Identität stiftende Kontinuität mit dem vorexilischen Israel (Neuanfang in Kontinuität). Diese heilsgeschichtlich bedeutsame Identität zu wahren, dazu dienen der Jerusalemer Tempel mit seinem Kult und die Umsetzung der Tora im (Ehe-)Alltag (z. B. Verbot der sog. Mischehen).