Das Buch Ester

Im Mittelpunkt des Buches steht der Aufstieg der jungen Jüdin Ester am persischen Hof zur persischen Königin. Mit Hilfe ihres Onkels Mordechai deckt sie rechtzeitig eine Intrige des persischen Höflings Haman gegen die Juden auf und verhindert so eine drohende Judenverfolgung im persischen Reich.

Aufbau

Die Einheitsübersetzung des Esterbuches bietet den hebräischen Text (Masoretischer Text) mit den Zusätzen der griechischen Übersetzung (Septuaginta) in Kleinbuchstaben. Demnach ergibt sich folgende Einteilung:

Est 1,1a-r           Traum des Mordechai
Est 1,1-2,23        Aufstieg von Ester zur persischen Königin
Est 3,1-7,10        Konflikt zwischen Haman und Mordechai; Vernichtung
                       des Judenfeindes Haman und Erhöhung Mordechais
Est 8,1-10,3        Vernichtung der Judenfeinde im persischen Reich;
                        Rettung aller Juden; 
                        Einführung des Purimfestes (hebräisch "purim" = Lose)
Est 10,3a-l          Deutung von Mordechais Traum; Abschlussnotiz („Unterschrift“)

Entstehung

Die Erzählung spielt in persischer Zeit (539-333/331 v. Chr.), genauer zurzeit von König Xerxes I. (486-465 v. Chr.) in der Stadt Susa. Doch stimmt die erzählte Zeit nicht mit der Erzählerzeit überein. Der in der Erzählung verarbeitete Judenhass deutet eher in die griechisch-hellenistische Zeit als Entstehungszeit des Esterbuchs.
Das Buch liegt in drei unterschiedlichen Fassungen vor: Das hebräische Esterbuch dürfte Ende des 3. Jh.s v. Chr. entstanden sein. Die griechische Übersetzung (Septuaginta) zeichnet sich durch viele Zusätze und durch die Rahmung des hebräischen Esterbuchs aus. Diese Fassung ist im 1. Jh. v. Chr. mit hoher Wahrscheinlichkeit in Alexandria (bei Ägypten) entstanden. Die dritte Fassung, die ebenfalls in griechischer Sprache vorliegt und sich am hebräischen und am griechischen Text der Septuaginta inspiriert, ist wohl in römischer Zeit (1. Jh. n. Chr.) entstanden.

Inhalt

Das Esterbuch bildet eine dem Juditbuch vergleichbare romanhafte Erzählung, der es nicht in erster Linie um die historische Darstellung des Judenhasses, sondern um eine literarische Verarbeitung dieses griechisch-hellenistischen Phänomens geht. Da das Buch in drei Fassungen vorliegt, müsste jedes einzelne analysiert und interpretiert werden. Während z.B. in der hebräischen Fassung nur indirekt von Gott gesprochen wird (die Vokabel „Gott“ oder der Name Gottes kommen nicht vor!), spricht die Septuagintafassung ausdrücklich von Gott und seiner Lenkung der Ereignisse. Ebenfalls bildet in dieser Textfassung die Tora(treue) den Mittelpunkt jüdischen Lebens. Die Treue Gottes, die von Ester und Mordechai im Gebet beispielhaft erhofft wird, verknüpft mit mutigem und politisch klugem Eingreifen, machen eine wesentliche Grundaussage des Esterbuches aus.
Im Judentum gehört das Esterbuch zu den fünf Festrollen (Megillot) und wird am Purimfest verlesen. 

Wein, Weib - Widerstand.