Das Buch Hosea

Das Zwölfprophetenbuch

Die zwölf Prophetenbücher Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja und Maleachi wollen einerseits sicherlich als Einzelschriften gelesen und verstanden werden, andererseits aber spricht schon das Buch Jesus Sirach (ca. 180 v. Chr.) von den „Zwölf Propheten“ als ein Buch (vgl. Sir 49,10 mit 48,22; 49,7; 49,8). Auch die griechische Bibelübersetzung (Septuaginta) spricht vom „Zwölfprophetenbuch“ (griechisch "Dodekapropheton"), während die lateinische Bibelübersetzung (Vulgata) aufgrund des Umfangs der einzelnen Bücher im Vergleich zu Jesaja, Jeremia und Ezechiel von den „kleinen Propheten“ (prophetae minores) spricht.
Dass die zwölf Prophetenbücher als ein Buch gelesen und verstanden werden wollen, zeigen nicht nur die vielfältigen motivlichen und textlichen Beziehungen zwischen den Büchern, sondern auch der „rote Faden“ bezüglich des Themas „Tag JHWHs“ und die Rahmenkomposition durch die Bücher Hosea und Maleachi, die sich vielfältig aufeinander beziehen. Im Hinblick auf die „Namen-JHWH-Formel“ (Ex 34,6-7), die mehrfach im Zwölfprophetenbuch vorkommt, geht es in diesem Buch um das dramatische Ringen JHWHs mit seinem Volk, welches die Propheten durch die Jahrhunderte (8.-3. Jh. v. Chr.) thematisieren. Es geht um die Dramatik der Barmherzigkeit Gottes.
 

Das Buch Hosea

Der Prophet Hosea wirkte in der zweiten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. im Nordreich Israel (nach dem Tod König Salomos teilte sich das Reich Israel in das Nordreich Israel und in das Südreich Juda). Hoseas Tätigkeit fällt in die Zeit der wirtschaftlichen Blüte unter König Jerobeam II. (787-747 v. Chr.), die allerdings auch mit vielen sozialen Missständen verknüpft ist. Hosea war Augenzeuge des Konflikts zwischen Israel und Juda in den Jahren 733/732. Spätestens mit der Eroberung des Nordstaates Israel durch die Großmacht Assyrien und dem Fall der Hauptstadt Samaria 722 v. Chr. endet die Tätigkeit von Hosea.

Aufbau

Das Hoseabuch ist dreigeteilt: Nach der Überschrift in 1,1 wird in 1,2-3,5 das Verhältnis zwischen JHWH und Israel behandelt. Zeichenhaft soll Hosea mit einer Hure die Ehe eingehen, um so die Untreue Israels gegenüber JHWH darzustellen (Ehemetaphorik umschreibt das Verhältnis zwischen JHWH und Israel). In 4,1-11,11 klagt JHWH Israel und seine Bewohner in einem Gerichtsverfahren der fehlenden Gerechtigkeit im Zusammenleben und der fehlenden Gotteserkenntnis an. Die fehlende Gotteserkenntnis hat nach 4,4-9,9 nicht nur verheerende Konsequenzen für den Kult, sondern auch für die Tagespolitik. 9,10-11,11 behandelt in einem Geschichtsrückblick den Kontrast zwischen der mütterlich/väterlichen Liebe JHWHs und der grundlosen Abkehr Israels. Dieser Gegensatz löst sich in Hos 11 in eine Heilszusage auf. Im letzten Abschnitt 12,1-14,9 wird Israel wieder in einem Gerichtsprozess mit seiner Schuldgeschichte konfrontiert. Am Ende folgt in 14,2-9 wiederum eine Heilszusage. Mit 14,10 liegt ein Nachwort vor.

Entstehung

Hos 1-14 ist nicht aus einem Guss. Daher gibt es zur Entstehung des Buches unterschiedliche Modelle. Wahrscheinlich hat das Buch einen mehrstufigen Fortschreibungsprozess erlebt, wobei sich als Ausgangspunkt Hos 4-11 ergibt. Dieser Textkörper wurde durch punktuelle Fortschreibungen oder übergreifende Redaktionen im Verlauf der Zeit textlich angereichert (Hos 1-3; 12-14). Ob Hos 4-11 auf Hosea selbst oder auf einen Schülerkreis zurückgeht, der diese Komposition nach dem Untergang des Nordreichs im Südreich Juda verfasst hat, und wann die übrigen Textabschnitte, die wiederum eine eigene Entstehungsgeschichte haben, angefügt wurden, wird in der Hoseaexegese unterschiedlich beantwortet.

Inhalt

Aufgrund fehlender Gotteserkenntnis praktiziert Israel einen falschen JHWH-Kult, insofern dieser durch Vorstellungen vom syrisch-palästinischen Wettergott Baal kontaminiert ist. JHWH ist kein Naturgott, der sich dem Wechsel von Tages- und Jahreszeiten unterordnen muss, sondern der Exodusgott, der Israel aus der Sklaverei befreit hat und in Treue zu seinem Volk diese Freiheit in Liebe und Gerechtigkeit bewahrt wissen möchte. Wenn Israel durch seine Bündnispolitik mit Großmächten diese Freiheit politisch und religiös aufs Spiel setzt, dann wird es seinem eigenen von JHWH ermöglichten Ursprung gegenüber untreu und somit schuldig. Hinzu tritt eine fehlende gesellschaftliche Solidarität, die vor allem auf Schwache Rücksicht nimmt. Alle drei Aspekte kritisiert Hosea und verwendet hierfür die Metapher des „Ehebruchs“.

Der Prophet Hosea findet neue Wörter über Gott

Aus Bibelarbeit mit Kindern von Eleonore Reuter

Von Gott Umkehr lernen