Das Buch Jesus Sirach

Das Buch Jesus Sirach wurde von einem jüdischen Weisheitslehrer und Schriftgelehrten mit Namen Ben Sira im ersten Drittel des 2. Jh.s v. Chr. in Jerusalem verfasst. In seinen 51 Kapiteln wendet sich das Buch vor allem an Männer der gehobenen Gesellschaftsschicht. Mit seinem Buch bietet Ben Sira ein umfassendes Kompendium über die eigene Lebensgestaltung mit Hilfe der (göttlichen) Weisheit.

Aufbau

Auch wenn das Buch keine durchgehende Gesamtstruktur aufweist, kann doch folgende Dreiteilung vorgenommen werden: Im ersten Teil Sir 1,1-23,27 steht vor allem die göttliche Weisheit, personifiziert als Frau, im Vordergrund (vgl. u.a. 1,1-10; 4,11-19; 6,18-37; 14,20-15,10; 19,20-30). Ebenfalls bildet die Haltung der Gottesfurcht im ersten Teil des Sirachbuches ein wichtiges Thema (vgl. 1,11-2,18; 10,19-24; 19,18-20). Beide Themen, Weisheit und Gottesfurcht, bilden den Horizont aus dem heraus die einzelnen Unterweisungen verstanden werden wollen.
Der zweite Teil 24,1-42,14 beginnt betont mit dem Weisheitsgedicht in Sir 24. Es folgen Unterweisungen, die den Alltag und das Zusammenleben der Menschen betreffen. Auch der Beruf des Schriftgelehrten wird behandelt (38,24-39,11). Fragen nach dem Sinn der Schöpfung und nach dem Tod sowie das Leid im Zusammenhang mit der Gerechtigkeit Gottes werden in diesem Abschnitt ausführlich reflektiert. Der abschließende Teil 42,15-51,30 setzt mit einem Lobpreis der Herrlichkeit Gottes in seiner Schöpfung ein (42,15-43,33). Daran schließt sich das Lob der Väter Israels an (44,1-49,16), gefolgt von einem Lobpreis auf den Hohepriester Simeon (50). Dieser dritte Teil endet in Sir 51 mit einem Dankpsalm, an dem sich ein Rückblick auf die Weisheit anschließt, der in eine Mahnung samt Unterschrift endet.

Entstehung

Die komplexe Textgeschichte des Buches Jesus Sirach, die sich u.a. in den hebräischen Textfunden aus Qumran, Masada und der Kairoer Karäer-Synagoge widerspiegelt, spricht für die Existenz eines hebräischen Originals. Dieses im ersten Drittel des 2. Jh.s v. Chr. an einem Lehrhaus in Jerusalem verfasste Buch ist höchstwahrscheinlich aus dem Lehrbetrieb entstanden. Es enthält Kompositionen, die zunächst als eigenständige Einheiten im Unterricht verwendet wurden und später redaktionell zusammengestellt und auch überarbeitet wurden. All das lässt sich mit wenigen Ausnahmen auf den jüdischen Weisheitslehrer Ben Sira zurückführen. Der Enkel von Ben Sira hat dann nach 132 v. Chr. in Ägypten (Alexandria) eine griechische Übersetzung des Buches unter den Bedingungen und Anforderungen der jüdischen Diaspora erstellt.

Inhalt

Das Buch Jesus Sirach stellt die Summe jüdischer Weisheitstraditionen dar. Dies geschieht in offener und kritischer Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen des Hellenismus. Sosehr Ben Sira auch in der jüdischen (Weisheits)Tradition verwurzelt ist, versucht er diese in die hellenistische Kultur zu „übersetzen“, um so im Rahmen dieser Inkulturation die eigene jüdische Identität zu bewahren. Dreh- und Angelpunkt dieser Identitätssicherung ist die ausdrückliche Verbindung der universalen göttlichen Weisheit mit dem Volk Israel (vgl. Sir 24,8ff)  und die Identifizierung der Weisheit mit der Mosetora (vgl. Sir 17,7-14; 24,23). Wurzel aller Weisheit und grundlegender als jeder Gesetzesgehorsam ist nach Ben Sira die Haltung der Gottesfurcht.