Das Buch Kohelet (Prediger)

Das Buch Kohelet gehört zur alttestamentlichen Weisheitsliteratur. Dieser Literatur geht es darum, dem Schüler (der Schülerin?) praktisches Lebenswissen zu vermitteln, damit er (sie?) zu einer guten und damit rechten Lebensführung findet. Als ein Buch für Fortgeschrittene versucht Kohelet dies in kritischer Auseinandersetzung mit der überlieferten Lebensweisheit zu erreichen. So wird das tradierte Wissen einer empirischen und subjektiven Überprüfung unterzogen. Dadurch kann nicht nur der Geltungsbereich eingeschränkt werden, sondern Kohelet scheut sich nicht, tradiertes Wissen, welches mit der beobachteten Realität nicht übereinstimmt, als falsch zu qualifizieren.
Kohelet hat höchst wahrscheinlich existiert. Allerdings ist eine Fiktion i.S. einer literarischen Figur auch nicht auszuschließen. Das hebräische Wort „Kohelet“ („Versammler“) ist wahrscheinlich ein Spitzname und bezeichnet real oder fiktiv jemanden, der Hörer (eine Gemeinde?) um sich versammelt (vgl. Koh 12,9-10).
Fiktiv wird das Koheletbuch König Salomo als „geistigen Patron“ zugeschrieben (Koh 1,1) und bildet zusammen mit dem Buch der Sprichwörter und dem Hohelied eine Gruppe „salomonischer Schriften“.

Aufbau

Wurde lange Zeit das Koheletbuch in Entsprechung zum Sprichwörterbuch als eine Sammlung von kürzeren und längeren Sprichwörtern verstanden, so geht die heutige Forschung davon aus, dass die Texteinheiten sich kompositorisch zu größeren Einheiten verbinden lassen, woraus sich für das gesamte Buch eine argumentative Struktur ableiten lässt. Formal kann diese argumentative Struktur mit zwei Modellen dargestellt werden, die sich dialogisch zueinander verhalten.
So ergibt sich einerseits eine konzentrische Gliederung mit Koh 4,17-5,6 als Mitte:

     Koh 1,1 (Überschrift)
     Koh 1,2 (Rahmen)
A   Koh 1,3-11 (Kosmologie in Form eines Gedichts)
B   Koh 1,12-3,15 (Anthropologie)
C   Koh 3,16-4,16 (Gesellschaftskritik I)
D   Koh 4,17-5,6 (Religionskritik in Form eines Gedichts)
C’  Koh 5,7-6,10 (Gesellschaftskritik II)
B’  Koh 6,11-9,6 (Ideologiekritik, die auch die Anthropologie betrifft)
A’  Koh 9,7-12,7 (Ethik, wobei am Ende das Gedicht auch kosmische Bilder verwendet)
     Koh 12,8 (Rahmen)
     Koh 12,9-14 (zwei Nachworte)

Andererseits ergibt sich eine lineare Abfolge, die mit einer grundsätzliche Darlegung beginnt:

    Koh 1,1         (Überschrift)
    Koh 1,2         (Rahmen)
A  Koh 1,3-3,22  (grundsätzliche Darlegung: Inhalt und Bedingung
                       der Möglichkeit menschlichen Glücks)
B  Koh 4,1-6,9    (Entfaltung der grundsätzlichen Darlegung: kritische
                       Prüfung des traditionellen Glücksverständnisses;
                       Relativierung traditioneller Werte und Bestimmung
                       des höchsten Gutes)
C  Koh 6,10-8,17 (Verteidigung der grundsätzlichen Darlegung:
                       Auseinandersetzung mit alternativen Glückskonzepten)
D  Koh 9,1-12,7  (Anwendung der grundsätzlichen Darlegung:
                       Aufruf zur Freude und zum Handeln)
    Koh 12,8       (Rahmen)
    Koh 12,9-14   (zwei Nachworte)

Entstehung

Die Mehrheit der Forscher geht heute davon aus, dass das Koheletbuch einheitlich ist. Spannungen und Widersprüche sind nicht entstehungsgeschichtlich zu erklären, sondern hängen mit der Argumentationsweise Kohelets zusammen. Möglicherweise ist das Koheletbuch in der zweiten Hälfte des 3. Jh.s v. Chr. in Jerusalem entstanden.

Inhalt

Kohelet kritisiert eine Lebensweise, die versucht, einen bleibenden Gewinn zu erlangen und darin auch das Glück begründet sieht. In diesem Zusammenhang gebraucht er das Motiv des „Windhauchs“ (hebräisch "häbäl"). Kohelet kommt, nachdem er in die Rolle eines Königs geschlüpft ist und verschiedene Experimente an sich durchgeführt hat, zu dem Ergebnis, dass der Mensch sein Glück nicht „machen“ oder gar „besitzen“ kann. Vielmehr ist das Glück eine Gabe Gottes (Koh 2,24). Es verwirklicht sich für den Menschen, wenn er diese Gabe zustimmend annimmt und so den glücklichen Augenblick genießt (Koh 3,13; 5,17; 8,15; 9,7-10). So bietet Kohelet eine betont „diesseitige“ Theologie, nicht zuletzt auch deshalb, weil er ein Leben nach dem biologischen Tod bzw. eine Auferstehung nicht zu kennen scheint.

Bibelarbeit zum Buch Kohelet

Alles hat seine Zeit aus BiHe 1/10

Das Zeitgedicht Kohelet 3,1-8

Koh_3_Zeitgedicht Arbeitsblatt

Auslegung - Kohelet 3. Zeitgedicht

Kohelet 3. Zeitgedicht - Auslegung

Gottesdienst zu Koh 3