Das Buch Rut

Das Buch Rut, eine novellenartige Erzählung, trägt seinen Namen nach einer der Hauptfiguren, der Moabiterin Rut. Diese weisheitliche Lehrerzählung setzt wie Gen 12,10-20; 46-47 mit einer Hungersnot ein, so dass eine judäische Familie nach Moab emigriert, um dort zu überleben. Aber Moab erweist sich als Ort des Todes: nicht nur der Ehemann und Familienvater Elimelech stirbt, sondern auch die beiden verheirateten Söhne Machlon und Kiljon. So bleiben Noomi, die Witwe des Elimelech und die Moabiterinnen Orpa und Rut, die Witwen der beiden Söhne, übrig. Aber während Orpa im Land Moab verbleibt, begleitet Rut ihre Schwiegermutter Noomi nach Betlehem („Brothausen“) in Judäa.

Aufbau
Das Buch ist symmetrisch aufgebaut. Rut 1 (Rückkehr von Noomi und Rut nach Betlehem) bezieht sich auf Rut 4 (Die „Lösung“ durch Boas), während Rut 2 (Begegnung zwischen Rut und Boas zur Mittagszeit auf dem Erntefeld) sich auf Rut 3 (Begegnung zwischen Rut und Boas um Mitternacht auf der Dreschtenne) bezieht. Im Zentrum des Buches stehen also die zwei Begegnungen zwischen Boas und Rut.

Entstehung
Viele Beobachtungen sprechen dafür, dass das Buch Rut in nachexilischer Zeit (5. Jh. v. Chr.) entstanden ist. Dazu gehört nicht nur die Betonung der Familie und Verwandtschaft, die erst nach dem Zusammenbruch des Staates eine solche wichtige Rolle einnehmen konnten, sondern auch das Sprachspiel mit den Eigennamen (Elimelech = mein Gott ist König; Noomi = die Liebliche; Rut = Freundin, Nächste; Boas = in ihm ist Kraft; Betlehem = Haus des Brotes). In dem vorbildlichen Einsatz der Moabiterin Rut für ihre judäische Schwiegermutter Noomi steckt möglicherweise auch ein scharfe Kritik gegen das nachexilische Verbot von Ehen mit ausländischen Frauen (vgl. Esra 9-10; Neh 13,23ff).

Inhalt
Im Mittelpunkt steht die Treue der Moabiterin Rut. Sie sorgt dafür, dass sowohl ihre Schwiegermutter Noomi als auch sie selbst wieder eine Zukunft haben. Hierbei hilft ihr ein Verwandter namens Boas. Ihm kommen als Verwandter zwei Pflichten zu, nachdem jemand, der verwandtschaftlich den Frauen noch näher steht, es ablehnt, mit Rut die so genannte Schwager- oder Leviratsehe einzugehen: Einerseits hat Boas die Pflicht, das Vorkaufs- oder Rückkaufsrecht für das Feld der Noomi auszuüben. Andererseits hat er mit Rut die Schwager- oder Leviratsehe einzugehen. Der aus dieser Ehe hervorgehende Sohn wird dann rechtlich nicht als Sohn des Boas, sondern als Erbsohn des verstorbenen Elimelech gelten. Boas erfüllt als „Löser“ beide Pflichten und sichert so nicht nur die Zukunft der beiden Frauen, sondern zeugt auch mit „Obed“ den Großvater von König David.
Im Neuen Testament begegnet uns Rut im Stammbaum Jesu (Mt 1,5). In der jüdischen Tradition gehört Rut zu den „Megillot“ (Schriftrollen) und wird am Wochenfest verlesen.

Das Buch Rut als Schattenspiel

Orpas unveröffentlichte Briefe an Rut